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Agile Priorisierungstechniken für deinen UX Prozess

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Agile UX

Von Casimir Becker | Lesedauer 4min • Zuletzt geändert am: 11.6.2025

Im agilen UX-Prozess treffen oft zahlreiche Meinungen und Anforderungen aufeinander. Ohne eine klare Struktur kann das schnell unübersichtlich werden und den Fortschritt blockieren. Deshalb ist es entscheidend, die richtigen Priorisierungstechniken zu nutzen – damit die wichtigsten Rückmeldungen zuerst umgesetzt werden, ohne wertvolle Insights zu verlieren.


Ein bewährter Ansatz ist die MoSCoW-Methodik, die in Kombination mit heuristischen Evaluierungen und weiteren Techniken eine effektive Struktur für Stakeholder-Feedback schafft. In diesem Beitrag erfährst du, wie diese Methode funktioniert und wie wir sie Remote anwenden.

Die MoSCoW-Methode

Die MoSCoW-Methode (Must, Should, Could, Won’t) ist eine bewährte Technik zur Priorisierung von Anforderungen. Sie hilft, diese nach ihrer Relevanz zu ordnen und erleichtert die Unterscheidung zwischen verschiedenen Stakeholder-Wünschen.


Die Kategorien sind:


  • Must: Unabdingbare Anforderungen, die zwingend umgesetzt werden müssen, um das Projekt erfolgreich abzuschließen.
  • Should: Wichtige Anforderungen, die zwar nicht kritisch sind, aber den Erfolg des Projekts deutlich steigern.
  • Could: Anforderungen, die "nice-to-have" sind, aber keinen direkten Einfluss auf den Erfolg des Projekts haben.
  • Won't: Anforderungen, die in diesem Projektzyklus nicht umgesetzt werden, jedoch für zukünftige Iterationen in Betracht gezogen werden können.



Beispiel: Priorisierung nach einer heuristischen Evaluation

Angenommen, in einem UX-Projekt wurde eine heuristische Evaluation durchgeführt. Dabei prüfen Expert:innen die Benutzeroberfläche auf Usability-Probleme. Nach der Analyse erhältst du eine Liste mit identifizierten Problemen und Empfehlungen. Doch wie priorisierst du diese?


Hier kommt die MoSCoW-Methodik ins Spiel:


  • Must – Kritische Usability-Probleme, die den Nutzerfluss stark behindern, z. B. unklare Navigation oder verwirrende Schaltflächenbeschriftungen. Diese müssen in der nächsten Iteration behoben werden, da sie die Benutzererfahrung erheblich beeinträchtigen.
  • Should – Probleme, die die Nutzererfahrung verschlechtern, aber die Nutzung nicht direkt verhindern, z. B. fehlende Feedbackmeldungen oder inkonsistente Layouts. Diese solltest du in einer späteren Iteration beheben.
  • Could – Probleme ohne direkte Auswirkungen auf die Nutzung, aber mit langfristigem Verbesserungspotenzial, z. B. kleinere Designfehler oder visuelle Inkonsistenzen.
  • Won't – Feedback oder Vorschläge, die aktuell nicht relevant sind oder aufgrund von Budget- oder Zeitbeschränkungen vorerst zurückgestellt werden.



Kombination mit anderen Methoden

Obwohl die MoSCoW-Methode hilfreich ist, lässt sie sich mit anderen Techniken ergänzen oder ersetzen, um Feedback aus einer anderen Perspektive zu priorisieren. Zwei wichtige Methoden sind:

1. Impact-Effort-Matrix

Die Impact-Effort-Matrix ist eine Visualisierungstechnik zur Priorisierung von Aufgaben basierend auf ihrem erwarteten Nutzen (Impact) und dem erforderlichen Aufwand (Effort). In Kombination mit der MoSCoW-Methode hilft sie, realistische Zeitpläne für die Umsetzung des Feedbacks zu erstellen.


Beispiel:


  • High Impact / Low Effort: Diese Aufgaben sind ideal für die schnelle Umsetzung. Sie können in der Regel als "Must" oder "Should" klassifiziert werden.
  • Low Impact / Low Effort: Diese Aufgaben könnten als "Could" betrachtet werden, da sie keinen großen Einfluss auf die Nutzererfahrung haben, aber leicht umzusetzen sind.
  • High Impact / High Effort: Diese Aufgaben sollten sorgfältig abgewogen werden. Wenn sie als kritisch angesehen werden, fallen sie unter "Must", andernfalls könnten sie als "Should" eingestuft werden.
  • Low Impact / High Effort: Diese Aufgaben sind meist "Won’t", da sie hohe Ressourcen verbrauchen und wenig direkten Nutzen bringen.

2. Kano-Modell

Das Kano-Modell bewertet Anforderungen basierend auf dem Mehrwert, den sie für Nutzer:innen schaffen. Es unterscheidet zwischen:


  • Leistungsanforderungen: Je besser diese erfüllt sind, desto zufriedener sind die Nutzer.


  • Begeisterungsanforderungen: Anforderungen, die Nutzer überraschen und erfreuen, aber nicht unbedingt erwartet werden.


Durch die Kombination der MoSCoW-Methode mit dem Kano-Modell kannst du sicherstellen, dass sowohl Grundanforderungen erfüllt als auch Zusatzfunktionen entwickelt werden, die den Nutzern eine positive Überraschung bieten.

Tools und Methoden für Remote-Team

Viele Teams arbeiten heutzutage remote, was besondere Herausforderungen an die Kommunikation und Priorisierung von Feedback stellt.


Hier sind ein paar Tools und Methoden, die dir helfen können:



1. Virtuelle Whiteboards (z. B. Miro, MURAL)

Virtuelle Whiteboards ermöglichen es Teams, Anforderungen in Echtzeit zu priorisieren. Die MoSCoW-Methode lässt sich hier visuell umsetzen, indem du Anforderungen per Drag-and-Drop den passenden Kategorien zuweist.


Beispiel: Jedes Teammitglied gibt sein Feedback direkt auf dem Whiteboard ein. Anschließend wird gemeinsam entschieden, welche Punkte unter „Must“, „Should“, „Could“ oder „Won’t“ fallen. So lassen sich Prioritäten auch remote schnell und transparent festlegen.



2. Projektmanagement-Tools (z. B. Jira, Trello)

Projektmanagement-Tools helfen dir, Anforderungen zu tracken und zu priorisieren. In Jira oder Trello kannst du Labels oder Kategorien für die MoSCoW-Methode erstellen und Aufgaben entsprechend markieren.


Beispiel: Ein „Must“-Task erhält in Jira oder Trello eine hohe Priorität und wird in der nächsten Iteration bearbeitet. „Won’t“-Aufgaben hingegen werden auf eine spätere Roadmap verschoben.



3. Asynchrone Kommunikation (Slack, Microsoft Teams)

Falls die Priorisierung nicht in Echtzeit erfolgen kann, kannst du Tools wie Slack oder Microsoft Teams nutzen, um Umfragen zu erstellen.


Beispiel: Nach einer heuristischen Evaluation wird das Feedback in einer Slack-Gruppe gesammelt und Stakeholder stimmen ab, welche Punkte am dringendsten sind. Diese Informationen fließen dann in die nächste Iteration des Projekts ein.




Fazit: Struktur ist das A & O

Die Priorisierung von Stakeholder-Feedback ist ein zentraler Bestandteil eines erfolgreichen agilen UX-Prozesses. Durch die Kombination der MoSCoW-Methode mit Techniken wie der Impact-Effort-Matrix und dem Kano-Modell stellst du sicher, dass die wichtigsten Punkte zuerst umgesetzt werden – ohne wertvolle Zeit zu verlieren.


Gerade in Remote-Teams sorgen virtuelle Whiteboards & Projektmanagement-Tools für die nötige Flexibilität, um Feedback strukturiert und visuell zu machen.



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Über den Autor

Casimir Becker

Casimir ist Designer und Co-Gründer der Bremer Agentur Scriptflow und greift auf über zehn Jahre Erfahrung in der digitalen Landschaft zurück. Angetrieben von einer unstillbaren Leidenschaft für Kreativität, verbindet er Design, Strategie und Kommunikation, um innovative und nutzerzentrierte Lösungen zu realisieren.

Literaturverzeichnis

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