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Barrierefreiheitsstärkungsgesetz 2025: Was du wissen musst

Accessbility
UX Design
Digital Products

Von Dennis de Vries | Lesedauer 4 • Zuletzt geändert am: 14.2.2025

Am 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Deutschland in Kraft. Dieses Gesetz markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung digitale Inklusion und verpflichtet Unternehmen, ihre digitalen Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten. Damit soll sichergestellt werden, dass Menschen mit Behinderungen einen gleichberechtigten Zugang zu digitalen Angeboten erhalten.


Aber was bedeutet das konkret für Unternehmen, welche Anforderungen bringt das Gesetz mit sich, und wie können sich Unternehmen bestmöglich vorbereiten?



Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist Teil der Umsetzung der EU-Richtlinie über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen. Ziel ist es, digitale Barrieren abzubauen und den Zugang zu digitalen Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten. Ab 2025 müssen verschiedene Produkte und Dienstleistungen barrierefrei gestaltet sein, darunter:


  • Webseiten und Online-Shops
  • Mobile Anwendungen
  • Geldautomaten und digitale Bankdienstleistungen
  • E-Books und E-Reader
  • Selbstbedienungsterminals
  • Digitale Kundenservice-Plattformen




Für wen gilt das Barrierefreiheit-Gesetz (BFSG)?


Gilt für: ✅

  • Unternehmen im Online-Handel (inkl. Webseiten und mobilen Apps)
  • Banken und Versicherungen mit digitalen Services
  • Verkehrs- und Mobilitätsdienstleister mit digitalen Buchungsplattformen
  • Telekommunikationsunternehmen und alle Anbieter von Informations- und Kommunikationsdiensten




Gilt nicht für: ❌

  • Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von unter 2 Millionen Euro
  • Private Websites und Anwendungen, die nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind
  • Unternehmen ohne digitale Dienstleistungen oder Produkte



Anforderungen des BFSG an die Barrierefreiheit

Die Anforderungen des BFSG orientieren sich an den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1.



Hier sind einige zentrale Anforderungen:

  • Perceivable (Wahrnehmbar): Inhalte müssen für alle Nutzer zugänglich und wahrnehmbar sein. Dazu gehören beispielsweise Alternativtexte für Bilder und ein ausreichender Kontrast.
  • Operable (Bedienbar): Nutzer müssen in der Lage sein, die Webseite oder App mit unterschiedlichen Eingabemethoden (z. B. Tastatur) zu bedienen.
  • Understandable (Verständlich): Inhalte und Bedienoberflächen müssen klar und verständlich gestaltet sein.
  • Robust (Robust): Inhalte sollen von einer Vielzahl an Technologien interpretiert werden können, darunter auch Screenreader.




Zusätzliche Anforderungen:

  • Einhaltung der EN 301 549-Norm (europäische Barrierefreiheitsanforderungen)
  • Bereitstellung von barrierefreien Dokumenten (z. B. PDFs)
  • Einfache Sprache für wichtige Inhalte
  • Alternative Eingabemethoden (z. B. Sprachsteuerung, Gestensteuerung)




Welche Strafen drohen bei Nicht-Einhaltung?

Unternehmen, die die Anforderungen des BFSG nicht erfüllen, setzen sich potenziellen Strafen aus. Die genauen Sanktionen können von Fall zu Fall variieren, umfassen jedoch in der Regel Bußgelder und Verpflichtungen zur Nachbesserung. Darüber hinaus kann ein Verstoß gegen das Gesetz das Markenimage und die Kundenbindung negativ beeinflussen, da Kunden zunehmend barrierefreie Angebote erwarten.


So bereitest du dich auf das BFSG vor

Um den Anforderungen des BFSG gerecht zu werden, ist es wichtig, schon jetzt mit der Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Barrierefreiheit zu beginnen.



Hier sind einige Schritte, die du unternehmen kannst:


  1. Audit der aktuellen digitalen Angebote: Führe eine Analyse durch, um den Stand der Barrierefreiheit auf deiner Webseite und in deinen Apps zu überprüfen.
  2. Erstellung eines Maßnahmenplans: Basierend auf den Ergebnissen des Audits kannst du einen Plan erstellen, um die notwendigen Anpassungen umzusetzen. Definiere klare Verantwortlichkeiten und setze Prioritäten für die Bereiche, die am meisten Anpassung benötigen.
  3. Umsetzung des Maßnahmenplans: Nach der Planungsphase kommt es darauf an, die angedachten Anpassungen in die Praxis zu überführen. Fange am besten mit den Bereichen an, bei denen du schnelle Ergebnisse erzielen kannst (low hanging fruits), wie beispielsweise dem Anpassen von Alt-Texten oder dem Erhöhen des Farbkontrasts. Stelle sicher, dass alle Änderungen sorgfältig dokumentiert werden, um die Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen bei Bedarf nachweisen zu können.
  4. Schulung des Teams: Eine nachhaltige Verankerung der Barrierefreiheit im Unternehmen gelingt nur, wenn alle Mitarbeitenden dafür sensibilisiert und entsprechend geschult sind. Neben allgemeinen Einführungen zu den WCAG-Richtlinien solltest du praxisnahe Workshops anbieten, in denen deine Teams lernen, barrierefreie Tools und Methoden im Design- und Entwicklungsalltag anzuwenden. Auch regelmäßige Fortbildungen helfen dabei, auf dem neuesten Stand zu bleiben und steigern das Bewusstsein für Inklusion.
  5. Regelmäßiges Testing und Monitoring: Accessibility-Testing sollte ein kontinuierlicher Prozess sein. Setze automatisierte Tests ein und hole regelmäßig Feedback von Nutzern mit Behinderungen ein, um die Wirksamkeit deiner Maßnahmen zu überprüfen.



Fazit: Barrierefreiheit als Chance begreifen

Das BFSG bringt zwar zusätzliche gesetzliche Verpflichtungen mit sich, bietet Unternehmen aber gleichzeitig die Möglichkeit, ihre digitalen Angebote für ein größeres Publikum nutzbar zu machen.


Durch barrierefreies Design erschließen sich potenziell neue Zielgruppen und verbessern das Nutzererlebnis für alle Anwenderinnen – und zwar weit über den gesetzlichen Rahmen hinaus. Zwar ist ein gewisses Maß an Aufwand und Investitionen nötig, doch können Unternehmen, die sich frühzeitig darauf einstellen, in vielerlei Hinsicht profitieren: Sie stärken ihr Markenimage, heben sich im Markt ab und bauen langfristig Vertrauen bei ihren Kundinnen auf.


Eine rechtzeitige Umsetzung der BFSG-Anforderungen ist somit nicht nur Pflicht, sondern birgt auch Potenzial für nachhaltigen Geschäftserfolg.



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Über den Autor

Dennis de Vries

Dennis ist Designer, Entwickler und Co-Founder von scriptflow mit über 12 Jahren Erfahrung in der Digitalbranche. Mit seiner Leidenschaft für Design, Branding und Entwicklung unterstützt er Unternehmen dabei, digitale Markenerlebnisse zu schaffen, die Menschen bewegen. Neue Technologien und Innovationen treiben ihn an, und wenn er nicht gerade an Projekten arbeitet, findet er frische Inspiration auf Reisen.

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